Was ist ein Lebenshof?
Pigna war erst knapp zehn Wochen alt, als sie todesmutig ihrem Schicksal trotzte:
gleich bei der Ankunft auf dem Schweinemastbetrieb ahnte das kleine Ferkel das
drohende Unheil und wagte die Flucht! Die kleine Heldin kam leider nicht weit. Direkt vom Lastwagen stürzte sie kopfüber in ein Güllenloch.
Retten – wäre das nicht die natürliche Reaktion? Doch alle sahen weg, Kosten
und Risiko schienen zu hoch. Pigna war bereits bis zum Rüsselchen im stinkenden
Schlamm versunken, als ihr Mut doch noch belohnt wurde: Die Besitzer des nahen
Lebenshofes «Tante Martha» wurden zu Hilfe gerufen und griffen beherzt ein. Ohne Zögern stiegen sie ins Güllenloch und setzten sich den gefährlichen Dämpfen aus, um das kleine Schweinemädchen zu retten!
Pigna hat wie durch ein Wunder überlebt, all ihre Verletzungen sind verheilt. Und das
Schönste: Auf dem Lebenshof hat sie ein neues, liebevolles Zuhause gefunden. So lebt sie ihr glückliches Säulidasein auf dem Hof Tante Martha, ein Lebenshof im Kanton Bern: Artgerecht, ohne Nutzung oder anderen Anspruch auf ihr Leben und vor allem ohne dass sie der Gesellschaft noch irgendwelche Dienste erweisen muss. Mit dem Wind im Fell und der Sonne auf dem Rüssel.
Lebewohl auf dem Lebe(ns)hof

Lebenshöfe Schweiz
Geschichten wie die von Pigna gibt es viele – zu viele. Täglich gibt es Heim-, «Nutz»- und sogar Wildtiere in Not, die nicht mehr gebraucht werden oder schlicht ungewollt sind. Dabei ist das Alter, eine Krankheit oder Verletzung oder sogar lediglich der Charakter eines Tieres der oft unbegreifliche und traurige «Grund».
Was der Hof Tante Martha für Pigna macht, machen auch zahlreiche weitere Lebenshöfe in der Schweiz für ihre Tiere. Wann immer es möglich ist, nehmen Lebenshöfe Tiere in ihrer Familie auf und kümmern sich um aus Notsituationen gerettete Tiere verschiedenster Art. Tag für Tag, bedingungslos und mit viel Herzblut.
Lebenshöfe:
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dienen keinem kommerziellen Zweck
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erhalten im Gegensatz zu konventionellen Bauern keine Subventionen für ihre Arbeit mit den Tieren
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bieten Tieren in Not, welche nicht mehr gebraucht werden oder schlicht ungewollt sind ein sicheres Zuhause – bis zu ihrem Lebensende
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helfen tagtäglich bei der Platzierung von Tieren, wenn der Platz auf dem eigenen Hof nicht reicht
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halten ihre Tiere bedürfnisgerecht und nicht auf herkömmliche Art und Weise für die «Nutzung»
Die Liebe zu den Tieren ist der gemeinsame Nenner aller diese Lebenshöfe. Während sich manche Höfe hingabevoll tagtäglich vor allem um das Wohl dieser Tiere kümmern, haben andere sich zum Ziel gesetzt mit ihrer Arbeit unermüdlich aufzuzeigen, dass unser Konsumverhalten nicht nur den Tieren, sondern auch der Umwelt und letzten Endes dem Menschen selbst schadet. Andere Höfe gehen wiederum noch einen Schritt weiter und integrieren mit einem ganzheitlichen Konzept auch Ackerbau auf ihrem Hof, um damit Alternativen zu klassischer Tierhaltung und tierischen Nahrungsmitteln aufzuzeigen – eine Landwirtschaft für die Zukunft.
Lebenshöfe finanzieren ihren Alltag selbst. Die Lebenshofbetreiber gehen nicht selten einer anderen, hauptberuflichen Tätigkeit nach. Ausserdem finanzieren sie sich über Patenschaften, Hof-Anlässe und zum Teil über den Verkauf von Landwirtschaftsprodukten.